Viola da gamba

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Viola da gamba, Hannß Khögl (Wien 1674)

Die Viola da gamba von Hannß Khögl ist ein erstaunliches Instrument: sie ist sehr resonant und kräftig im Klang, dabei angenehm kernig und strahlend in der Höhe. Die Gambe ist im Vergleich zu französischen oder englischen Gamben, deren Nachbauten wir heute meist spielen, relativ schwer und massiv. Man merkt ihr an, dass sie für den Einsatz bei groß besetzten Kirchenmusiken gebaut wurde – um in ihrem strahlenden Klang von der Orgelempore der Stiftskirche in Kremsmünster zusammen mit Posaunen, Zinken, Violinen und Sängern zu erschallen. Der Boden und die Zargen sind aus Eschenholz; die Fichtendecke besitzt neben den zwei breiten C-Löchern, die so nah am Rand positioniert sind, dass sie beinahe aus der Decke heraus zu fallen scheinen, eine kunstvolle, filigrane Rosette.

Die Gambe wurde 1674 von dem Wiener Geigenbauer Hannß Khögl für das Benediktinerstift Kremsmünster gebaut und kostete laut Rechnungsbüchern im Stift 15 Gulden. Das Instrument bildete zusammen mit vier weiteren Gamben (zwei Bass- & zwei Alt-Gamben) und zwei Violinen Khögls einen kompletten Streichersatz. Außer einer vermutlich im frühen 18. Jahrhundert vorgenommenen Reparatur, bei der die Gambe eine 7-saitige Montur erhielt, überdauerte das Instrument die Jahrhunderte ohne nennenswerte Eingriffe in seine Substanz. Dies ist für alte Gamben-Instrumente eine absolute Rarität: die meisten »historische« Bass-Gamben wurden zwischenzeitlich zu Celli umgebaut, kleinere Gamben zu Bratschen, und erst im späteren 20. Jahrhundert wieder in die Form einer Gambe gebracht.

Hannß Khögl wurde am 20. September 1614 in Füssen im Allgäu geboren. Vermutlich zwang ihn der Dreißigjährige Krieg zur Auswanderung. Wann er sich in Wien niederließ ist nicht mehr zu ermitteln. 1668 heiratete er im Wiener Stephansdom Maria Lank; im Jahr darauf erhielt er das Bürgerrecht der Stadt. Am 13. September 1680 verstarb er in der Johannesgasse in Wien.

Von Hannß Khögl sind sechs Gamben, ein Baryton und drei Violinen überliefert. Drei Geschwister-Instrumente der Kremsmünsteraner Gambe gingen 1836 als Schenkung an das Oberösterreichische Landesmuseum (heute Schlossmuseum) Linz, nur diese Bassgambe und eine Alt-Gambe sind bis heute Eigentum des Stifts. Viktor Töpelmann ist dem Stift und Chorregenten Pater Altman Pötsch OSB von Herzen dankbar, auf diesem wundervollen Instrument spielen zu dürfen. Der spezifische Klang der Gambe ist geradezu eine Offenbarung für süddeutsch-österreichische Solo- und Ensemblemusik aus ihrer Entstehungszeit.

Literatur: Altman Kellner, Musikgeschichte des Stiftes Kremsmünster, Kassel 1956 ••• Klaus Martius, „Hans Kögls Streichinstrumente“, in Füssener Lauten- und Geigenbau, hrsg. von Josef Focht, Klaus Martius und Thomas Riedmiller, Leipzig 2017, S. 130–135.

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